Einfluss der Ladezeiten auf Rankings in Suchmaschinen
Dass Ladezeiten ein entscheidender Ranking-Faktor sind, ist altbekannt. Gerade in Zeiten zunehmender mobiler Internet-Nutzung ist dies relevant. Hier kommen mehrere Einflüsse zusammen: einerseits sind die mobilen Verbindungen je nach Region und Tarif deutlich schwächer als beispielsweise eine auf Glasfaser basierende DSL-Leitung über das Festnetz. Ein aktivierter Stromsparmodus und ein begrenztes monatliches Datenvolumen können ebenfalls dazu beitragen, dass das Rendering einer Webseite im Schneckentempo abläuft.
Auswahl des Servers und der Webserver-Software als SEO-Maßnahme
gzip-Komprimierung, Caching und verlustfrei im passenden Format dargestellte Bilder sind Standard-Maßnahmen im Bereich der Ladezeiten-Optimierung. Leistungsfähige Server, die auch bei großen Besucherzahlen nicht in die Knie gehen, sind ebenfalls wichtig. Die Unterschiede zwischen Shared Hosting, vServer, Managed und Dedicated Server liegen in der Leistung und im Preis. Die Webserver-Software ist ein zusätzlicher Aspekt der erst mit dem Aufkommen von NGINX – gesprochen wie das Englische „engine-ex“ – ins Interesse der Spezialisten für Suchmaschinenoptimierung gerückt ist. Die Software wurde von Igor Sysoev speziell für die Anforderungen der russischen Suchmaschine Rambler entwickelt und im Jahre 2004 veröffentlicht.
Vor- und Nachteile von NGINX gegenüber Apache in puncto Performance und Konfiguration
Der modulartige Aufbau und die gute Konfigurierbarkeit ermöglichen eine optimale Lastverteilung, direkten Zugriff auf den Memcached Server und sichern so eine sehr gute Leistungsfähigkeit. Insbesondere beim Aufbau von SSL- bzw TLS-verschlüsselten Verbindungen hat NGINX gegenüber Apache entscheidende Performance-Vorteile. Beim SSL / TLS-Handshake erfolgt eine intensive Kommunikation zwischen Server und Browser. Dies ist eine Herausforderung für die CPU mit mehreren Roundtrips. NGINX hat hier Vorteile, denn es kann wesentlich mehr Anfragen je Zeiteinheit verarbeiten und benötigt deutlich weniger Arbeitsspeicher. Die asynchrone Architektur kann bei identischer Hardware-Ausstattung Lastspitzen erheblich besser bewerkstelligen. Eine weitere Möglichkeit die Zeit für den SSL- / TLS-Handshake zu verkürzen besteht bei NGINX darin einen OCSP-Datensatz (Online Certificate Status Protocol) auf dem Server zu hinterlegen. Damit läuft die Überprüfung, ob eine Website vertrauenswürdig ist, schneller ab. Allerdings kann NGINX im Gegensatz zu Apache keine dynamischen Inhalte ausliefern, sondern gibt diese an externe Prozessoren weiter. Insofern ist auch die Kombination ein mögliches Szenario.
NGINX in der Praxis: openSource BSD-Lizenz, aber kommerzielle Variante
Gerade sehr traffic-starke Webseiten wie WordPress.com, golem.de oder Wikimedia haben daher diese Webserver-Software als Alternative zu Apache im Einsatz. Unter den weltweit 10.000 besucherstärksten Webseiten hatte NGINX im Jahre 2018 einen Anteil von 67 Prozent. Im deutschsprachigen Raum erreicht die Software einen Marktanteil von circa 10 Prozent, in Russland über 60 Prozent. Das System ist unter der freizügigen BSD-Lizenz erhältlich, es gibt aber auch eine kommerzielle Variante namens NGINX Plus, die über die im Jahre 2011 gegründete Nginx Inc. vertrieben wird. Hinter dieser Firma, die gegen Entgelt individuelle Programmierung und Support anbietet, steckten ursprünglich Geldgeber wie Dell und Goldman Sachs. Im März 2019 wurde Nginx Inc. für einen Kaufpreis von 670 Millionen US-Dollar von der börsennotierten f5 Networks Inc. mit Sitz in Seattle erworben. Unterschiede im Alltag ergeben sich auch aus dem Alter der Software: Apache wurde anfangs der 1990er-Jahre entwickelt und ist damit ein Urgestein des Internets. Die Defizite in puncto Performance mögen darin begründet sein. Allerdings kennt sich eine große Community an Server-Administratoren damit aus und es liegen umfangreiche Dokumentationen für sämtliche Komponenten vor. Hier Hat NGINX noch viel Nachholbedarf.
Fazit:
Auch wenn auf Grund der guten Performance und der offenen BSD-Lizenz vieles für NGINX spricht, sollte man keineswegs vorschnell die Pferde wechseln, weil noch nicht alle Webanwendungen zu 100 Prozent damit kompatibel sind und auch nicht jeder Programmierer mit der neuen Software vertraut ist, zumal die Administration etwas komplexer ist. Die Auswahl an Hosting-Anbietern mit NGINX ist momentan noch relativ beschränkt, es gibt aber einige, die es gezielt anbieten. Vor einer Umstellung sind auf jeden Fall umfangreiche Tests nötig. Gerade für traffic-starke Website stellt NGINX aber auf jeden Fall eine überprüfenswerte Option dar, mit deren Hilfe Ladezeiten und letztlich Rankings verbessert werden können. Kombinationen aus NGINX und Apache sind sehr wahrscheinlich aber nur für wirklich große kommerzielle Projekte rentabel. Suchmaschinenoptimierer sollten sich auf jeden Fall mit den Vor- und Nachteilen dieser Webserver-Software auseinandersetzen.